Siem Reap

Siem Reap

Mit dem Bus ging es von Phnom Penh nach Siem Reap, wo wir als krönenden Abschluss unserer Reise voller Tempel und Pagoden das berühmte Angkor besichtigen wollten. Leider hatten wir für dieses riesige Areal nur zwei Tage zur Verfügung, was auch deshalb etwas ungünstig ist, weil es nur Ein- und Drei-Tages-Tickets zu kaufen gibt (für 20 bzw. 40 USD pro Person). Der Vollständigkeit halber soll hier erwähnt werden, dass es auch ein Sieben-Tages-Ticket für 60 USD gibt. Aufgrund der Größe des Areals und der schier unfassbaren Hitze (über 40 Grad – wir haben pro Tag zusammen mindestens 8 Liter getrunken) haben wir uns an beiden Tagen ein Tuktuk samt Fahrer gemietet. Im besten Fall erwischt man einen Fahrer, der einigermaßen gut Englisch spricht, sich im Historical Park gut auskennt und einem einiges erklären kann. Wir hatten am ersten Tag leider ziemlich Pech, denn statt des Fahrers, mit dem wir uns am Tag zuvor verabredet hatten, erschienen zwei zwielichtige Gestalten, die uns eine völlig andere Route als von uns ausgesucht aufdrängen wollten, die uns zur Verfügung stehende (und ausgehandelte!) Zeit massiv kürzten („too hot!“) und meinten, wir könnten die Distanz zwischen den Tempeln doch eh laufen und sie würden einfach am Parkplatz auf uns warten. Wir haben ihnen dann wutschnaubend am ersten Tempel fünf Dollar in die Hand gedrückt und die Tour für beendet erklärt. Erstaunlicherweise schienen sie darüber gar nicht traurig zu sein. Das war wirklich keine schöne Erfahrung, aber zum Glück fanden wir rasch einen sehr guten Ersatz, mit dem wir dann auch noch den zweiten Tag bestritten.

Glücklicherweise hatten unser Hotel einen Pool, denn die Vormittage im Historical Park waren vor allem aufgrund der Hitze so dermaßen anstrengend, dass wir eigentlich den ganzen Nachmittag am und im Pool verbrachten und uns nur unter großen Qualen abends kurz erheben konnten, um ein Abendessen in unmittelbarer Nähe des Hotels zu suchen. Aus diesem Grund können wir über Siem Reap, der Stadt nahe des Historical Park, gar nichts sagen – wir haben es leider nie ins Zentrum geschafft…

1.Tag: Angkor Wat, Angkor Thom und Ta Prohm

Der erste Tag begann bereits sehr, sehr früh – um 4:30 Uhr wurden wir abgeholt, da wir den Sonnenaufgang über Angkor Wat sehen und der größten Hitze entgehen wollten. Wir waren zwar gewarnt, trotzdem überraschten uns die Touristenmassen, mit denen wir die Aussicht auf die aufgehende Sonne hinter der beeindruckenden Kulisse von Angkor Wat, der bekanntesten Tempelanlage Angkors, teilen mussten. Es ist wirklich etwas nervig, wenn man überall ständig Kameras in allen Größen und Formen vor der Nase hat und keinen Schritt tun kann, ohne in ein Foto zu laufen. Aber wir haben darin ja mittlerweile Erfahrung, und der Sonnenaufgang war trotzdem sehr schön. Anschließend besichtigten wir Angkor Wat, das übrigens der größte religiöse Gebäudekomplex der Welt ist. Da ich es schwierig finde, die Tempel zu beschreiben, werde ich mich eher kurz fassen und verweise auf die zahlreichen Fotos, die Jens geschossen hat!

Nach Angkor Wat besichtigten wir Angkor Thom, das eher eine Ansammlung von Tempeln umgeben von einer Mauer ist. Wir betraten es durch das South Gate und besuchten dann in dieser Reihenfolge Bayon, Baphuon, Phimeanakas, die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Leprakönigs. Besonders beeindruckt hat uns Bayon mit den vielen Steingesichtern! Danach ging es weiter zu Ta Prohm, einer wunderschönen, verfallenen Tempelanlage, die durch die vielen Bäume, die in und auf den Mauern und Gebäuden wachsen, eins geworden zu sein scheint mit dem umgebenden Dschungel.

2.Tag: Big Circle

Am zweiten Tag besuchten wir mehrere zum Teil kleinere, etwas weniger bekannte Tempel in Angkor: Preah Khan, Neak Poan, Ta Som, East Mebon, Pre Rup, Banteay Kdei und Prasat Kravan. Sie liegen alle an einer Route, die von den Tuktuk-Fahrern als „Big Circle“ bezeichnet wird. Auch hier möchte ich wieder auf die Fotos verweisen. Uns hat Preah Khan besonders gut gefallen, was aber auch daran liegen kann, dass wir ihn als erstes und somit noch vor dem großen Touristenandrang sahen. Ich mochte aber auch den Ausblick, den man von Pre Rup hat und auch Banteay Kdei war sehr schön.

Nach der eigentlichen Tour brachte uns unser Fahrer nochmal nach Angkor Wat, wo wir ein bisschen die ersten Feierlichkeiten für das dreitägige Khmer-Neujahrsfest beobachteten, das vom 13.-16. April stattfand. Bereits am Tag davor hatten wir den Aufbau der vielen Bühnen und Buden beobachten können. Angeblich erwartete Siem Reap ca. eine Million zusätzliche Besucher über die Feiertage – viele Kambodschaner reisen in dieser Zeit dorthin. Allerdings fanden wohl die meisten Veranstaltungen erst am zweiten und dritten Feiertag statt, wir konnten nur ein paar Generalproben beobachten und an den zahlreichen Buden vorbeischlendern.

Phnom Penh

Phnom Penh

Unsere nächste Station war die Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh. Diese lebendige Stadt voller Gegensätze hat es uns wirklich angetan und wir hatten zweieinhalb wirklich schöne Tage. Hier spürt man gleichzeitig die schwere Last der Vergangenheit des Landes und das Streben nach Modernisierung, das dieses junge Land mit einem Altersdurchschnitt von nur 21 Jahren antreibt.

Durch die Stadt fließen der Tonle-Sap-Fluss (dieser drainiert den gleichnamigen See) und der Mekong, die sich hier vereinigen. Nach unserer Ankunft schlenderten wir zunächst die breite Uferpromenade entlang, hier gibt es vor allem nachmittags und abends viel zu sehen: Neben den Touristen wird die Promenade auch von Kambodschanern ausgiebig genutzt, die hier spazieren gehen, sich auf Bänken unterhalten, ihre Hunde ausführen oder ganz fleißig sporteln: Es wird gejoggt, Fußball gespielt, die bereitstehenden Fitnessgeräte genutzt und vor allem an Open-Air-Aerobic- und -Tanzstunden teilgenommen. Das war natürlich wie immer ein wunderbarer Anblick. Besonders amüsiert hat uns eine Art Tanzkurs, der von einem etwas beleibten, bärtigen, wenig motiviert wirkenden Westler gegeben wurde und an dem vor allem ältere Kambodschanerinnen teilnahmen.

Später besichtigten wir noch Wat Phnom, ein Tempel, der auf einem künstlich aufgeschütteten 27 Meter hohen Hügel liegt (Phnom heißt übrigens Hügel). Hier wollten wir eigentlich den Sonnenuntergang genießen, aber der war leider vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Trotzdem genossen wir die Vorabendstimmung. Anschließend spazierten wir weiter zum Nachtmarkt, der uns aber nicht sonderlich beeindruckte – vielleicht haben wir einfach mittlerweile zu viele davon gesehen.

1.Tag: Tuol-Sleng-Genozid-Museum (S21) und Killing Fields

An diesem Tag wollten wir uns mit einem schwarzen Kapitel in der Geschichte Kambodschas beschäftigen – den Roten Khmer. Diese haben in nur etwa drei Jahren Schreckensherrschaft von 1975 bis 1978 das Land in Schutt und Asche verwandelt und schätzungsweise zwei von insgesamt sieben Millionen Kambodschanern das Leben geraubt. Die Aufarbeitung dieser schrecklichen Zeit verläuft nur zögerlich, die Wunden erscheinen noch sehr frisch.

Wir fuhren zuerst zum Tuol-Sleng-Genozid-Museum, einem ehemaligen Schulgelände, das die Roten Khmer in ein Sicherheitsgefängnis (S21) verwandelten, in dem ca. 20.000 Menschen inhaftiert waren, gefoltert wurden und ihr Leben verloren. Die Gräueltaten, die einem in den Gebäuden mittels eines sehr gut gemachten Audioguides und schrecklicher Fotos vermittelt werden, stehen in krassem Gegensatz zu dem friedlich wirkenden Innenhof mit Mangobäumen und ließen uns sehr betroffen zurück. Nur sieben Menschen haben den Horror dieses Gefängnisses überlebt, einer von ihnen unterhielt sich am Ausgang mit den Besuchern und verkaufte seine Autobiografie.

Anschließend besuchten wir Choeung Ek, das bekannteste der über 300 Killing Fields, Massengräber, in denen die Roten Khmer ihre Opfer verscharrten. Die meisten Insassen von Tuol Sleng wurden, nachdem ihre „Geständnisse“ aus ihnen herausgefoltert worden waren, nach Choeung Ek gebracht und dort ermordet. Noch immer werden bei Regen Skelettfragmente aus dem Boden gewaschen. Ein bedrückender Ort, wieder mit einem guten Audioguide, der dem Besucher den Horror sehr nahebringt. In einer gläsernen Gedenkstupa wurden über 5.000 Schädel und weitere Skelettteile gesammelt.

Das, was wir in Tuol Sleng und Choeung Ek gesehen haben, ließ uns betroffen und nachdenklich zurück. Aber es ist auch bezeichnend für dieses Land, was wir später am Abend erlebten: Im Park in der Nähe unseres Hotels gerieten wir in eine Menschenmasse, die zur lauten Musik eines DJs gemeinsam tanzte. Quasi eine Open-Air-Disko, aber alle tanzten die gleiche Choreographie. Die Stimmung war so fröhlich und ausgelassen! Wir setzten uns mit Popcorn und Getränken von den zahlreichen Ständen ins Gras und bestaunten das lebensfrohe Treiben lange Zeit.

2.Tag: Königspalast mit Silberpagode und Wat Ounalom

Bei einem Aufenthalt in Phnom Penh darf natürlich auch ein Besuch im Königspalast nicht fehlen! Also machten wir uns in aller Frühe auf den Weg, der glücklicherweise nicht so weit war – unser Hotel war quasi um die Ecke. Der Palast ist nur zum Teil zu besichtigen, da der König es nicht mag, wenn alle Touristen durch sein Schlafzimmer latschen. Sehr kleinlich, wie ich finde. Aber auch so war die Anlage sehr weitläufig und sehr hübsch – schöne Häuser im Khmer-Stil und natürlich Stupas! Ebenfalls auf dem Gelände und öffentlich zugänglich ist die Silberpagode, in der ein Jade-Buddha ähnlich dem im Königspalast in Bangkok beheimatet ist. Überhaupt wird gesagt, dass der Königspalast in Phnom Penh wie eine kleine Kopie desjenigen in Bangkok sei. Wir konnten eigentlich nicht zu viel Ähnlichkeit feststellen, aber vielleicht ist unser Besuch in Bangkok auch schon zu lange her.

Die Mittagshitze verbrachten wir auf der Dachterrasse unseres Hotels am Pool (der eher eine größere Badewanne war), erst nach 16 Uhr wagten wir uns wieder vor die Tür, um das Wat Ounalom, das buddhistische Zentrum des Landes, zu besichtigen. Wir erreichten den Tempel allerdings, als gerade ein Gottesdienst (heißt das im Buddhismus auch so?) stattfand. Das war aber sehr spannend, weil viele Gläubige auch außerhalb des eigentlichen Gebetsraums saßen und wir sie so ein bisschen beobachten konnten. Nach Ende der Veranstaltung konnten wir im Tempel noch die Aufräumarbeiten verfolgen und freundliche Khmer kamen immer wieder heran, um uns etwas über die Dinge zu erzählen, die wir gerade betrachteten.

Und dann war unsere Zeit in Phnom Penh leider auch schon wieder vorbei, am nächsten Tag ging es weiter nach Siem Reap – davon später mehr!

Kampot – Wo der Pfeffer wächst

Reise von Phu Quoc nach Kampot

Am 5. April verließen wir schweren Herzens, aber bestens erholt unser Strandhotel in Phu Quoc, um nach Kambodscha einzureisen – dem letzten Land, das wir ausführlicher bereisen werden. Mit der Fähre ging es nach Ha Tien, einer vietnamesischen Kleinstadt direkt an der Grenze. Theoretisch wäre es viel einfacher, von Phu Quoc direkt nach Kambodscha zu reisen, da die Insel nur 15 km vor der kambodschanischen Küste liegt (bis zur vietnamesischen Küste sind es über 40 km!), und tatsächlich gehörte Phu Quoc früher zu Kambodscha. Aber leider ist das bislang nicht möglich, daher der Umweg über Ha Tien. Wir hatten die ganze Strecke samt Grenzüberquerung wieder als Komplettpaket gebucht und mussten uns daher um nichts kümmern: Von der Fähre wurden wir ins Büro des Reiseanbieters gekarrt, dort wurden unsere Pässe, Passbilder (für 2 USD geht es auch ohne Bild), Impfpässe (für 1 USD gilt man auch ohne als durchgeimpft) und 35 USD Visumsgebühr pro Person abgenommen und wir durften uns die Zeit vertreiben, bis es eine Stunde später über die Grenze ging. Da die Visa schon vorbereitet waren, ging das alles schnell und unkompliziert – ohne jede Wartezeit. Danach fuhr uns ein weiterer Minivan nach Kampot.

Kampot

Kampot ist eine kleine Stadt nahe der Grenze zu Vietnam mit ca. 50.000 Einwohnern. Eigentlich stand sie gar nicht auf unserer Reiseroute, aber wir wollten gerne neben Phnom Penh und Siem Reap auch eine kleinere kambodschanische Stadt besuchen und da bot sich Kampot geografisch eben an. Wir sind sehr froh, dass wir uns entschieden haben, hier drei Tage zu verbringen! Das Städtchen liegt sehr malerisch am Fluss Teuk Chhou und strahlt eine gelassene und freundliche Atmosphäre aus. Hier haben sich viele Ausländer niedergelassen, auch Touristen sieht man hier und da, aber nicht zu viele. Unser Hotel war eine wunderschöne Villa etwas außerhalb auf der anderen Seite des Flusses mit großen Zimmern und einem Balkon, der rund um den 1. Stock reichte und von dem man einen tollen Ausblick auf den Garten voller Mangobäume (frische Mango zum Frühstück!), die kleine Fischerinsel und den Fluss hat. Geführt wird es von einem sehr netten und etwas verpeilten Australier namens David.

Am Nachmittag unserer Ankunft liehen wir uns zusammen mit Luca, einem Schweizer, den wir auf der Fahrt kennengelernt hatten, Fahrräder aus und radelten in die Stadt. Nachdem wir uns ein bisschen umgeschaut hatten, landeten wir zur Bewunderung des Sonnenuntergangs über dem Fluss (naja, eigentlich eher hinter den Bergen) in einer Bar mit dem lustigen Namen Rikitikitavi. Und weil die Cocktails so gut waren, blieben wir gleich zum Abendessen!

Am nächsten Morgen wurden wir um neun Uhr von Davids Lieblings-Tuktuk-Fahrer zu einer Tagestour abgeholt. Das war ein toller Tag, an dem wir nicht nur mehrere Sehenswürdigkeiten in der Region abklapperten, sondern auch die Atmosphäre Kambodschas spüren konnten. Mit dem Tuktuk ging es vorbei an Feldern mit abgemagerten Kühen (das Land ist so ausgedörrt,  das wir uns fragten, wie die überhaupt noch etwas zu essen finden), Pagoden, sogar eine Moschee und durch kleine Dörfer. Die Landschaft ist trotz ihrer Kargheit wunderschön, wenn man einmal gelernt hat, den vielen Müll zu übersehen, der überall herumliegt. Als erstes besuchten wir die Höhlen von Phnom Kampong Trach, wo wir von einem kleinen Mädchen mit einer Taschenlampe und erstaunlich guten Englischkenntnissen herumgeführt wurden. Wenn man eine Weile in den Berg hineingeht, öffnet sich die Höhle plötzlich zu einer kleinen Oase mitten im Berg, die nach oben offen ist. Als nächstes wurden wir zu einer Pfefferplantage gebracht, denn die Region ist bekannt für ihren Pfeffer. Gerade war Erntezeit, sodass wir die Pfefferkörner an der Pflanze bestaunen konnten. Interessant fanden wir, dass grüner, schwarzer, roter und weißer Pfeffer von der gleichen Pflanze stammt – es kommt nur darauf an, wie sie verarbeitet wird. Danach fuhren wir an einer Salzplantage vorbei (nennt man das so?), wo auf riesigen Feldern Salzwasser getrocknet wird. Besonders die riesigen Lagerhäuser, aus denen das Salz nur so herausquoll, waren beeindruckend. Anschließend besuchten wir den Krabbenmarkt in Kep, einer nahegelegenen kleinen Küstenstadt, und aßen in einem der Fischrestaurants zu Mittag. Natürlich Fisch und Meeresfrüchte, was denn sonst. Als wir gerade fröhlich spachtelten, kam eine Reisegruppe an. Der Führer erklärte, dass „aufgrund der aktuellen Situation“ momentan kein Fisch oder Meeresfrüchte serviert würde. Verständnisvolles Nicken. Wir waren etwas verunsichert, aber der Fisch war ja schon halb verzehrt, also was solls. Später, als wir baden wollten und am Strand Schwimmen-verboten-Schilder entdeckten, wurden wir von unserem Fahrer aufgeklärt: Kep erlebte gerade eine potenziell giftige Algeninvasion, weshalb momentan vom Verzehr von Fisch oder Meeresfrüchten abgeraten wird und das Schwimmen untersagt ist. Vielen Dank, der Hinweis wäre vor dem Mittagessen besser gewesen… Naja. Also keine Badepause, stattdessen fuhren wir über sehr holprige Wege zu einer weiteren Höhle. Auf dem Weg winkten uns viele Kinder zu, nur eines zeigte uns zum Gruße seinen Hintern?! Wir wollen es mal nicht persönlich nehmen. Vielleicht wollte er uns nur zeigen, was uns bald wehtun würde – die Straße bestand eigentlich nur aus Schlaglöchern. Am Ziel angekommen sprang unser Fahrer erstmal in einen nahegelegenen See, während wir die Höhle Phnom Chhnork besichtigten. Leider konnten wir nicht die ganze Höhle anschauen, da der Tunnel dermaßen steil bergab führte und wir in Flipflops und ohne Taschenlampe Angst vor Knochenbrüchen hatten. Aber auch so war es sehr schön. Danach wurden wir von unserem Fahrer, der sichtlich froh über seinen Feierabend war, zurück ins Hotel gebracht.

Abends wollten wir noch eine Kleinigkeit essen gehen. Was wir nicht bedacht hatten, obwohl ich davon gelesen hatte: Nach Anbruch der Dunkelheit verwandeln sich die tagsüber so lethargischen Hunde Kampots in aggressive Wachhunde, die Fremde teilweise in Rudeln angehen. Ich liebe Hunde und kann kaum an einem vorbei, ohne ihn streicheln zu wollen, aber an diesem Abend hatte ich Angst vor ihnen und bin mit einem großen Stein in der Hand durch die Straßen gelaufen. Wenn man so tut, als würde man den schmeißen, kann man sie einigermaßen in Schach halten. Das möchte ich nicht nochmal erleben.

Am nächsten Tag machten wir einen Tagesausflug in den Bokor National Park. Wir wurden von einem Minivan abgeholt und fuhren gemeinsam mit Luca und drei anderen Touristen in Richtung Berge. Leider war das Wetter nicht so gut, es war meist bewölkt und neblig, sodass wir von der als großartig angepriesenen Aussicht nicht so viel hatten. Bei gutem Wetter kann man nämlich nicht nur die ganze Region überblicken, sondern hat auch eine tolle Aussicht auf die Insel Phu Quoc. Trotzdem war der Ausflug spannend: Oben auf dem Berg steht ein verlassenes Casino/Hotel, das auf eine bewegte Vergangenheit zurückblickt: Gebaut als Erholungsdomizil für die französischen Kolonialherren, die die kühleren Temperaturen im Gebirge genossen, wurde das Casino später einer der letzten Rückzugsort für die Roten Khmer, die sich auf dem Berg Gefechte mit den vietnamesischen Truppen lieferten. Heute ist das riesige Gebäude komplett leer und es herrschte auch aufgrund des dichten Nebels eine geisterhafte Stimmung. Neben dem Kasino besichtigten wir auch die Ruinen eines ehemaligen Sommerpalastes des Königs sowie einer katholischen Kirche. Lustig war unser Fahrer, der während der Zwischenstopps teilweise in einen Koma-ähnlichen Schlaf fiel und durch Klopfen an der Scheibe und Rütteln an der Tür von uns wieder aufgeweckt werden musste.

Nachmittags wurden wir zurück in die Stadt gebracht, wo um 16:30 ein Schiff ablegte, das uns ein bisschen den Fluss hinauf schipperte, wo wir baden und den Sonnenuntergang genießen konnten. Später konnten wir noch auf ein zweites Schiff wechseln, das uns zu den zahlreichen Glühwürmchen bringen sollte. Wir haben uns wirklich angestrengt und Löcher in die Nacht gestarrt, aber das eine Glühwürmchen, das wir schließlich glaubten, erspäht zu haben, war vielleicht doch eher Einbildung. Dafür war der Sternenhimmel wirklich schön!

Das war unsere sehr schöne Zeit in Kampot, am nächsten Morgen ging es mit dem Bus nach Phnom Penh.

Cat Ba Island

Cat Ba Island

Am Montag, den 21. März reisten wir von Hanoi auf die Insel Cat Ba. Da man dabei mehrmals die Verkehrsmittel wechseln muss, haben wir uns für ein Kombinationsticket vom Anbieter Hoang Long entschieden (210.000 Dong/Person), da muss man sich um nichts mehr kümmern – das kann ich nur weiterempfehlen. Zuerst ging es mit dem Bus nach Hai Phong, wo wir noch mehr Passagiere aufnahmen (die dann auf kleinen Plastikhöckerchen im Gang sitzen mussten und bei den zahlreichen Schlaglöchern lustig durcheinanderpurzelten). Vom Fähranleger brachte uns ein Schnellboot zur Insel, dort wurden wir in einen weiteren Bus verladen und nach Cat Ba Stadt gebracht.

Cat Ba Stadt ist sehr auf die Touristenmassen ausgelegt, die während der Hauptsaison hier einfallen. Am Hafen steht ein großer, hässlicher Hotel-Betonklotz neben dem anderen und es gibt unzählige, sehr touristische Restaurants. Momentan ist aber Nebensaison und so machen die Restaurants einen geradezu ausgestorbenen Eindruck und Hotelzimmer sind beeindruckend günstig. Leider war das Wetter während unseres Aufenthalts nicht besonders gut – es war verhältnismäßig kühl, nebelig und regnerisch.

Wir wollten von Cat Ba aus die berühmte Halong-Bucht besuchen. Aufgrund des Wetters entschieden wir uns gegen eine zweitägige Tour mit Übernachtung auf dem Boot und buchten eine Tagestour bei Catba Ventures, die sehr zu empfehlen ist! Der wolkenverhangene Himmel und der Nebel taten der unglaublichen Schönheit der Halong-Bucht und ihrer kleinen Schwester, der Lan Ha-Bucht keinen Abbruch – im Gegenteil, dadurch wirkten die Felsformationen irgendwie mystisch. Leider schwamm zwischendurch auch immer wieder ziemlich viel Müll im Wasser herum, das war nicht so schön. Unser Guide Phuc erklärte uns viel über die Gegend, ihre Geschichte und die Menschen, die hier leben. Gegen Mittag stand Kayaking auf dem Programm. Nachdem die ganze Gruppe ohne zu Kentern jeweils zu zweit in Kayaks gesetzt worden war, paddelten wir gemeinsam mit sehr vielen anderen Touristengruppen (es gab mehrmals Zusammenstöße) um Inselchen herum, zwischen Felsbrocken hindurch und sogar durch eine lange Grotte in einen von hohen Felsen umgebenen „versteckten“ See. Hier sahen wir Affenfamilien, die total entspannt und unbeeindruckt von unserer Gegenwart auf den Felsen herumturnten. Das war wirklich toll.

Wieder zurück auf dem Boot gab es Mittagessen – Fisch und Meeresfrüchte in vielen verschiedenen Ausführungen, es war total lecker. An unserem Tisch saß ein Koch aus den Niederlanden, der ganz begeistert von der asiatischen Küche schwärmte.

Später gab es noch eine Pause an einem kleinen Strand, hier konnte geschwommen und geschnorchelt werden. Aufgrund des Wetters trauten sich aber nur zwei aus unserer Gruppe ins Wasser (und nein – das waren nicht wir!). Auf dem Rückweg hielten wir noch an einer schwimmenden Fischfarm. Diese Farmen bestehen im Prinzip nur aus von auf dem Wasser schwimmenden Fässern getragenen Holzbalken, dazwischen werden unterschiedliche Fischarten gezüchtet. Menschen und viele Hunde spazieren auf diesen dünnen Balken hin und her. Wir waren sehr froh, als wir alle trockenen Fußes wieder auf dem Boot waren.

Am nächsten Tag mieteten wir Mofas, um damit die Insel zu erkunden. Cat Ba Island ist wirklich wunderschön und es macht riesigen Spaß, mit dem Bike herum zu brausen und die Landschaft zu genießen. Wir fuhren bis zum Fähranleger auf der anderen Seite und hielten dabei mal hier, um ein bisschen am Strand zu sitzen, mal dort, um einen Kaffee zu trinken oder zu einem Aussichtspunkt emporzusteigen. Am Wegesrand grasten die Büffel gemütlich vor sich hin, ab und zu blockierte eine Ziegenherde die Straße. Besonders beeindruckend war die Trung Trang Höhle, in der wir eine Weile – bis auf die Fledermäuse um uns herum – ganz alleine waren. Wenn man sich vorstellt, in einer solchen Höhle verloren zu gehen… Wirklich unheimlich. Danach besichtigten wir noch die Hospital Cave, eine Höhle, in der im Vietnamkrieg Verletzte behandelt wurden, außerdem fanden hier Kämpfer des Vietkong Unterschlupf. Leider waren nur leere Betonräume ohne jegliche Aufbereitung oder Erklärung zu sehen, sodass wir ein wenig enttäuscht waren. Vielleicht ist der Besuch mit Führung interessanter.

Nachmittags fuhren wir mit unseren Mofas noch zu den Stränden der Insel mit den kreativen Namen Cat Ba 1, 2 und 3. Die sind bei gutem Wetter sicher schön und gut gefüllt, wir hatten sie an diesem regnerischen Tag jedoch fast für uns allein.

Unsere Unterkunft auf Cat Ba war ein Hostel mit sehr familiärer Atmosphäre. Die Familie, die dort auch wohnte (die Rezeption war quasi ihr Wohnzimmer), veranstalte regelmäßig „family dinner“, an denen wir zweimal teilnahmen. Zusammen mit anderen Backpackern und der Familie verspeisten wir richtig leckeres vietnamesisches Essen!

Hanoi

Hanoi

Am Freitag, den 21. März verließen wir Laos schweren Herzens per Flugzeug von Vientiane nach Hanoi. Die Strecke hätten wir auch mit dem Bus zurücklegen können, aber wir hatten viele gruselige Dinge über diesen 24-stündigen „Horrorbus“ gehört und die Erinnerung an die letzte Busfahrt steckte uns noch in den Knochen – daher entschieden wir uns für den Flug. Dieser verlief reibungslos und auch an der Immigration in Hanoi hatten wir keine Probleme, obwohl wir kurz zuvor mit großem Schrecken bemerkt hatten, dass auf meinem Approval Letter (so eine Art E-Visum) das falsche Geschlecht stand… Später haben wir gehört, dass selbst Schreibfehler zu großen Problemen führen können, daher haben wir wohl ziemlich Glück gehabt!

Im Hotel wurde uns eröffnet, dass man leider voll sei (ja, wir hatten online gebucht) – aber keine Sorge, man bringe uns für eine Nacht in einem Hotel in der Nachbarschaft unter. „Same, same!“ … Das war es leider nicht, das Ersatz-Hotel war eine ziemliche Absteige. Zu diesem Zeitpunkt war unsere Laune schon nicht mehr ganz so gut. Aber wir waren ja noch optimistisch und wollten uns dieses Hanoi mal ein bisschen genauer angucken. Wir traten vor die Tür und wunderten uns (wie schon beim Aussteigen aus dem Flieger) über die niedrigen Temperaturen (ja, im Vergleich mit > 35 Grad ist 25 Grad ein ziemlicher Temperatursturz!) und die extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Noch während wir uns wunderten, wurden wir das erste Mal fast überfahren. Eigentlich alle Städte Südostasiens sind voller verrückter Zweiradfahrer, aber Hanoi spielt da echt noch in einer ganz anderen Liga. Als Neuling neigt man angesichts dieses Chaos zu zwei Reaktionen: Schockstarre oder die Flucht nach vorn. Beides ist keine gute Idee, wie uns mitgeteilt wurde: Als Fußgänger solle man einfach stetig langsam gehen, ohne die Geschwindigkeit zu verändern. Die Motorräder und Mofas würden dann unsere Geschwindigkeit in ihre Fahrweise einberechnen und um uns herumfahren. Das funktioniert tatsächlich, aber es gehört schon etwas Todesmut dazu, gemessenen Tempos eine stark befahrene vierspurige Fahrbahn zu betreten… Jedenfalls überforderten der Verkehr und die Lautstärke uns am ersten Abend gewaltig, und als es dann noch anfing zu regnen (!!!), flüchteten wir in unser Hotelzimmer.

Am nächsten Tag wollten wir Hanoi bei der Besichtigung der Altstadt eine neue Chance geben. Bestimmt hatten wir am Vortag überreagiert! Unser Enthusiasmus wurde allerdings von einem andauernden Nieselregen und beeindruckendem Nebel etwas gedämpft. Wir liefen zum Hoan-Kiem-See, in dem einer Legende zufolge im 15. Jahrhundert eine riesige goldene Schildkröte mit einem Schwert verschwunden ist, und besichtigten dort den Ngoc-Son-Tempel, der auf einer Insel auf dem See steht und über eine schicke rote Brücke (Selfie-Alarm…) zu erreichen ist. Danach ließen wir uns weiter durch die Straßen um den See treiben. Die Zünfte Hanois ließen sich früher jede in einer anderen Straße nieder, daher stammen auch noch die Namen der Straßen, und auch heute lässt sich eine gewisse Häufung bestimmter Läden oder Werkstätten in den unterschiedlichen Straßen beobachten. In einer Straße befand sich zum Beispiel ein Buchladen neben dem anderen, in einer anderen fanden sich fast nur Blumenläden. Es ist recht lustig, durch die Straßen zu ziehen und dann zu raten, um welche Straße es sich handelt. Wir schlenderten umher, tranken hier und da einen Kaffee – auch einen berühmten vietnamesischen Egg Coffee im Kaffee des Erfinders höchstpersönlich. Ja, da ist wirklich Ei(weiß) drin und ja, das schmeckt tatsächlich ziemlich gut! Dann besichtigten wir die St.-Joseph-Kathedrale, die ein bisschen an Notre Dame erinnert. Es war ein seltsames Gefühl, nach all den Tempeln und Pagoden wieder in einer Kirche zu sein. Als dann auch noch die Glocken läuteten, kamen tatsächlich ein bisschen Heimatgefühle auf. Abends wurde in den Straßen ein Nachtmarkt aufgebaut, den wir uns aber nur flüchtig anschauten – es gab vor allem Selfie-Sticks, Handyhüllen und schlecht bedruckte T-Shirts. Da unser Tageslimit an Nahtoderfahrungen ausgereizt und wir ziemlich nass waren, kehrten wir nach einer schnellen Nudelsuppe in unser Hotel zurück.

Wir waren nicht besonders traurig darüber, dass der nächste Tag unser letzter in Hanoi sein würde. Aber wir wollten uns würdig verabschieden und fuhren mit dem Bus in den Westen der Stadt, um uns das Ho-Chi-Minh-Mausoleum anzuschauen. Das eigentliche Erlebnis daran war das Warten in der Schlange! Um überhaupt das Ende der Schlange zu erreichen, mussten wir bestimmt fünf bis zehn Minuten an ihr entlanglaufen. Dort standen vor allem Vietnamesen, ganze Kindergarten- und Schulklassen, um ihrem „Uncle Ho“ am Sonntag einen Besuch abzustatten. Wir wurden natürlich ordentlich gefilzt, mussten unsere Rucksäcke und elektronischen Geräte abgeben. Dann wurde sich adrett in Zweierreihen aufgestellt, man durfte die Hände nicht in die Taschen tun oder hinter dem Rücken falten, auch geredet werden sollte nicht mehr. Das alles wurde von Soldaten in weißen Unformen, die alle paar Meter an der Schlange vorbeiliefen, überwacht. Im eigentlichen Mausoleum, einem hässlichen Betonklotz, waren wir vielleicht 30 bis 45 Sekunden (in der Schlange standen wir eine Stunde). Die Schlange wurde durch einen dunklen Raum geleitet, in dessen Mitte schwach angeleuchtet der einbalsamierte Körper Ho Chi Minhs in einem gläsernen Sarg ruht. Das war alles wirklich surreal…

Danach besichtigten wir die Einsäulenpagode und den Literaturtempel, einen sehr schönen und gut erhaltenen Tempel, an dem früher auch Doktortitel vergeben wurden. Wir bekamen eine kostenlose Führung von einem eifrigen Chemiestudenten, der damit seine Englischkenntnisse aufbessern wollte, das war wirklich schön! Das Gelände war voller Schulklassen, die dort mit Robe und Hut für ihre Abschlussfotos posierten. Danach saßen wir dort noch eine Weile und beobachteten den Trubel.

Nach einer Stärkung auf dem Dach eines Fastfood-Restaurants mit tollem Blick ging es wieder zurück in Richtung Altstadt. Wir sahen die kaiserliche Zitadelle, allerdings nur von außen, und blieben schließlich bei einem Park in der Nähe hängen, der so voller Leben war, dass wir einfach zuschauen mussten: Es gab eine Aerobic-Gruppe, skatende Teenager, und das lustigste: Man konnte an einem Stand Roller, Inliner und kleine elektrische Autos für Kinder ausleihen! Der ganze Platz war also voller kleiner Kinder, die in blinkenden kleinen Plastikautos herumfuhren oder, noch besser, von ihren Vätern ferngesteuert wurden. Es war so witzig. Ein bisschen wie auf den Straßen, aber in harmlos.

Das waren unsere zweieinhalb Tage Hanoi… Leider hat uns diese Stadt bisher am wenigsten von allen gefallen. Vermutlich hat sie uns auch ein bisschen auf dem falschen Fuß erwischt, vielleicht hätten wir sie zu einem anderen Zeitpunkt mehr genossen. Vor allem nach den entspannten Tagen im eher langsamen Laos hat uns die Hektik Hanois total überfordert, es kam uns alles laut, gefährlich, schmutzig vor. Die Vietnamesen waren bisher leider auch nicht besonders nett zu uns, wir waren total erstaunt, weil man uns ständig ignorierte und uns total offensichtlich verarschen wollte. Auch von der Straßenküche, die so angepriesen wurde, haben wir leider nicht viel entdecken können (außer Nudelsuppen). Hanoi hat auch schöne Ecken, keine Frage. Aber ich muss so bald nicht wiederkommen.

Auf dem Mekong nach Luang Prabang

Nach Chiang Mai, unserer letzten Station in Thailand, ging es weiter in Richtung Laos. Wir wollten bei Chiang Khong bzw. Huay Xai die Grenze überqueren und dann mit einem Schiff auf dem Mekong bis Luang Prabang fahren. Da das eine relativ verbreitete Backpacker-Route ist, wurden in Chiang Mai an jeder Ecke Touren verkauft, bei denen man sich um (fast) nichts mehr selbst kümmern muss. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für eine solche Tour, da uns das Sparpotenzial bei eigener Organisation nicht so groß erschien (und weil wir faul sind). Die Angebote in Chiang Mai lagen preislich zwischen 1600 und 1900 Baht pro Person, wobei kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern ersichtlich waren – die meisten konnten uns auch z.B. über das Hotel in Chiang Khong gar keine Auskunft geben. Letztendlich entschieden wir uns aus dem Bauch heraus für das Angebot eines überzeugend auftretenden Verkäufers in einem klimatisierten Tourismus-Büro (ich wäre am liebsten bei ihm sitzen geblieben).

Chiang Mai nach Chiang Khong

Am Dienstag, den 8. März ging es zunächst mit dem Minivan in Richtung Chiang Rai, dort machten wir eine Pause am Wat Rong Khun, dem weißen Tempel, der ein bisschen wie das thailändische Disneyland wirkt. Der Tempel, obwohl noch nicht einmal fertig gestellt, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, besonders für die Selfie-versessenen Chinesen. Man kann keinen Schritt tun, ohne in ein Foto zu laufen… Aber der völlig weiße Tempel mit den vielen kleinen Spiegeln und den großen Zierfischen gibt auch wirklich ein schönes Hintergrundmotiv ab. Anschließend ging es weiter nach Chiang Khong, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Laos. Dort wurden wir und die anderen 11 Reisenden aus unserem Minivan in einem eher bescheidenen Hotel einquartiert. Immerhin gab es einen Pool, so konnten wir noch ein bisschen in der Abendsonne planschen, bevor es Abendessen gab.

Die Grenzüberquerung nach Laos

Am nächsten Morgen wurden wir in unserem Bus zur 4. thailändisch-laotischen Freundschaftsbrücke gebracht, wo wir die Grenze zu Laos überquerten. Dazu mussten wir erst auf der thailändischen Seite aus Thailand „ausreisen“ und dann mit einem speziellen Bus, der 20 Baht pro Person kostet, die Brücke überqueren – es wäre ja zu einfach, die paar Meter zu laufen. (Nützliche Information für Reisende: Am Schalter für die Bustickets wird einem suggeriert, man müsse jetzt seine restlichen Baht gegen laotische Kip eintauschen, das ist aber nicht der Fall! Erstens kann man in Laos gut mit Baht bezahlen, und zweitens wird einem auf der laotischen Seite ein viel besserer Wechselkurs angeboten.) Auf der laotischen Seite mussten wir diverse Unterlagen ausfüllen und unseren Pass abgeben, den wir dann nach Zahlung von 30 Dollar pro Person mit einem wunderschönen nagelneuen Visum versehen an einem weiteren Schalter abholen konnten.

Fahrt mit dem Slow Boat von Huay Xai nach Pak Beng

Nach einer Wartezeit von 90 Minuten (wie üblich ohne jegliche Information) wurden wir mit einem Bus zum Bootsanleger von Huay Xai gefahren, wo man uns unsere Pässe abnahm, „um damit Tickets zu kaufen“. Ich glaube ja, dass sie das nur gemacht haben, um amüsiert zuzuschauen, wie sich ca. 100 Touristen bemühen, ihren Pass in einem großen Haufen wiederzufinden. Nach der großen Sucherei zockelten wir hinunter zum Boot, um festzustellen, dass es schon fast voll war. Dachten wir. Die Belegschaft war anderer Meinung und winkte uns fröhlich an Bord. Jeder musste brav seine Schuhe ausziehen und in einer Plastiktüte verstauen, dann sein Gepäck in den Maschinenraum bringen und durfte dann einen Platz suchen. Schon nach wenigen Minuten war das Boot hoffnungslos überfüllt. Wir saßen auf zwei ehemaligen Bussitzen, die im Eingang des Bootes standen. Jens, der schon gelesen hatte, dass die Bootsbetreiber versuchen, ihre Boote gefährlich zu überfüllen, um ja kein zweites Boot einsetzen zu müssen, versuchte, eine Meuterei anzuzetteln. Allerdings interessierte sich kaum ein anderer Tourist für sein Bemühen (und das Personal erst recht nicht) und so fuhren wir mit 140 Mann auf einem Boot, das eigentlich maximal 70 Leute befördern sollte, den Mekong hinunter.

Die wirklich wunderschöne Aussicht konnten wir aufgrund der Übervölkerung des Bootes an diesem ersten Tag nicht so richtig genießen. Auf halber Strecke gerieten wir dann auch tatsächlich fast in Seenot: An einer engen (und vermutlich weniger tiefen) Stelle des Mekong verlor der Kapitän irgendwie die Kontrolle über das Schiff und wir näherten uns gefährlich den Felsen am Ufer. Das Personal wurde zunehmend hektisch und schließlich sprang einer von ihnen in voller Montur ins Wasser, schwamm an Land und versuchte, das Schiff mit einem Seil aus dem Gefahrenbereich zu ziehen?! Immerhin kollidierten wir nicht mit den Felsen, sondern nur mit einer Fischerei-Konstruktion aus Bambus am Ufer. Nach mehreren Minuten hektischer Arbeit des Personals (uns hat natürlich niemand über irgendwas informiert) konnte der Motor wieder gestartet werden und wir fuhren ein paar Meter flussaufwärts, wo wir anlegten und die Crew ca. 20 Minuten an irgendetwas arbeitete (Reparatur? Ballast abwerfen? Wir wussten es nicht). Danach passierten wir die Engstelle unfallfrei und fuhren weiter… Das war vielleicht ein Erlebnis!

Der Rest der Fahrt verlief glücklicherweise ereignislos. Als wir in Pak Beng, einem kleinen Dorf am Mekong, anlegten, wurden wir sofort von Mitarbeitern der Hotels umringt, die ihre Zimmer anpriesen. Sogar die waren fassungslos darüber, wie voll das Boot geladen war…

Wir bezogen ein etwas heruntergekommenes Hotelzimmer nahe des Flusses, für das wir allerdings auch nur 70.000 Kip, knapp 8 Euro, zahlten. Die vier bis fünf Restaurants, die die Straße säumten, hatten allesamt exakt die gleiche Speisekarte (mit identischen Fehlern). Wir aßen zusammen mit Cara und Sabrina, die wir auf der Fahrt kennengelernt hatten, in einem Restaurant, das einen Mitarbeiter hatte, dessen einzige Aufgabe es zu sein schien, mit den Gästen gratis Bananenwhiskey-Shots zu bechern. Natürlich alle aus den gleichen fünf Schnapsgläsern!

Slow Boat von Pak Beng nach Luang Prabang

Am zweiten Tag machten sich die meisten Reisenden viel zu früh auf den Weg zum Ufer, um auch ja einen Platz zu bekommen. Wir lernten in unserem Hotel drei Iren kennen, die den ganzen gestrigen Tag im Maschinenraum verbringen mussten und dadurch reichlich traumatisiert erschienen. Die drei waren schon 90 Minuten vor der Abfahrt am Pier. Aber wir bekamen am zweiten Tag tatsächlich zwei Boote! Was für eine Freude, was für ein Luxus. Anscheinend hatten die Bootsbetreiber aus dem Vorfall am Vortag gelernt. Und so schipperten wir glücklich und gemütlich den Mekong entlang und konnten tatsächlich die Aussicht genießen: Zufrieden grasende oder im Wasser entspannende Wasserbüffel, spielende Kinder, Wäsche waschende Frauen, Fischer, atemberaubende Landschaften… Es war wirklich total schön. Kurz vor Luang Prabang fuhren wir auch an den Pak Ou-Höhlen vorbei, in denen hunderte „ausrangierter“ Buddha-Statuen stehen.

Kurz danach kamen wir in Luang Prabang an. Naja, fast – wir hatten schon davon gelesen, dass die Slow Boats neuerdings 10 km außerhalb der Stadt anlegen – ganz offensichtlich ist der einzige Grund, dass die Tuktuk-Fahrer an den Touristen verdienen. Zähneknirschend mussten wir die 20.000 Kip pro Person hinblättern, da sich die Fahrer nicht herunterhandeln ließen und weit und breit keine weiteren – unabhängigen – Tuktuks zu sehen waren.

 

Some Pai(n) (*)

Some Pai(n) (*)

Nach einem entspannten Tag am Pool und einem abendlichen Ausflug in die bunte Walking Street von Pai zur Nahrungsaufnahme gingen wir zufrieden und entspannt ins Bett und schliefen bald ein (Nichtstun ist anstrengend!). Irgendwann nach zwölf wachten wir jedoch wieder auf, weil seltsame Geräusche vor der Tür zu hören waren. Jemand stöhnte und gab unverständliche Laute von sich. Wir waren echt total verpennt und neben der Spur und es dauerte eine Weile, bis wir die Gestalt bemerkten, die vor den Stufen zu unserem Bungalow lag und um Hilfe rief – ein Hotelgast war dort offensichtlich zu Boden gegangen und hatte sich verletzt. So musste ich völlig unerwartet meine Fähigkeiten als Ersthelferin unter Beweis stellen (und das, obwohl ich – wirklich völlig aus dem Tiefschlaf gerissen – kaum wusste, wer und wo ich bin) und Jens rannte los, um jemanden zu finden, der uns einen Krankenwagen organisiert (ab sofort werden wir in jedem Land als erstes die Notruf-Nummern auswendig lernen!). Am Ende wurde er von einem betrunkenen Thai auf einem Moped zum nahegelegenen Krankenhaus gefahren, um direkt vor Ort um einem Krankenwagen zu bitten. Irgendwann kam dieser dann tatsächlich und ich begleitete den Patienten ins Krankenhaus. Das war natürlich auch interessant für mich und die diensthabende Ärztin war sehr nett, aber ich hoffe wirklich, dass Jens und ich dort nie landen. Die Zustände sind schon sehr… anders als bei uns. Nach etwas, was man eher als flüchtige Betrachtung denn als körperliche Untersuchung bezeichnen kann, wurde beschlossen, dass der Patient nur betrunken gegen einen Pfosten gelaufen und außer einer Platzwunde okay sei. Keine Blutentnahme, keine Bildgebung. Macht ja nichts, dass er seine Arme und Beine nicht bewegen kann. „He be fine tomorrow. He drunk.“ Okay.

Als Jens und ich den Patienten am nächsten Morgen im Krankenhaus besuchten, war er aber doch noch nicht sehr fine. Er lag in einem Raum mit 11 anderen Patienten aller Altersklassen und Gesundheitszustände, von äußerlich fit bis intubiert und beatmet. Ich hatte schon gelesen, dass in Thailand die Angehörigen die Patienten pflegen, und so saßen eigentlich um jedes Bett mehrere Angehörige. Unser Patient war alleine unterwegs und daher auch alleine im Krankenhaus, er tat uns so Leid! So taten wir unser Bestes, ein bisschen zu helfen – mit aufmunternden Worten, Wasser reichen, das Telefon halten, damit er mit seiner Freundin telefonieren kann… Ich sprach mit der Ärztin und telefonierte mit seiner Botschaft, versuchte, eine Kommunikation zwischen beiden Parteien herzustellen, da sich irgendwie keiner so recht zuständig zu fühlen schien.

Anschließend brachen Jens und ich auf. Aber wir konnten den einsamen, verängstigen Patienten in dem großen Raum voller Kranker und ihrer Angehöriger nicht vergessen… Man kann nur hoffen, nie in eine ähnliche Lage zu geraten. Und ich bin so froh, dass wir zu zweit unterwegs sind.

Trotzdem will ich natürlich auch vom Rest unseres Tages berichten: Wir liehen uns nach langem Überlegen Mopeds, um die Umgebung von Pai zu erkunden. Nachdem wir die Zustände im örtlichen Krankenhaus kannten, waren wir natürlich noch skeptischer, aber wir wollten es versuchen. Nach einer kurzen Einführung wurden wir auf die Straße losgelassen – allerdings war 300 Meter entfernt unsere Fahrt vorerst auch schon wieder beendet, weil wir direkt in eine Polizeikontrolle gerieten und unsere Führerscheine zuhause vergessen hatten. Nach einem kleinen Abstecher auf das örtliche Polizeirevier, wo wir jeweils 200 Baht Strafe zahlen und einen Wisch unterschreiben mussten, den wir natürlich nicht verstanden (was wir da wohl zugegeben haben?), durften wir unsere Fahrt fortsetzen. Wir fuhren in gemächlichem Tempo alle Attraktionen der Gegend ab: Zunächst einen Viewpoint mit eher mäßiger Aussicht, dann einen aufgrund der Trockenzeit beinahe ausgetrockneten Wasserfall. Auf dem Weg dorthin gerieten wir übrigens schon wieder in eine Polizeikontrolle, diesmal wurden wir auf Drogen durchsucht. Paranoid, wie wir mittlerweile sind, hatten wir wirklich Angst, dass uns die Beamten Drogen unterschieben wollten, um uns zu erpressen… In der Gegend wurde früher eine Menge Opium angebaut und auch während unserer Fahrt durch die Dörfer wurden uns wiederholt Drogen angeboten.

Auf dem Rückweg nahmen wir jedenfalls eine andere Route, um nicht nochmal in die Polizeikontrolle zu geraten. Wir besuchten die große weiße Buddhastatue, die über der Stadt thront. Nach einem kurzen Boxenstopp für Benzin und Fruchtshakes fuhren wir vorbei an mehreren Elefantencamps, wo Touristen auf Elefanten reiten oder sie füttern und waschen können. Wir passierten die heißen Quellen von Pai, die mit 300 Baht Eintritt pro Person aber wirklich sehr teuer sind (außerdem – wer will bei der Hitze in einer heißen Quelle baden?!) und die Memorial Bridge und gelangten zu einem Canyon. Zwischendurch sahen wir immer wieder bewundernswerte Fahrradfahrer, die sich die vielen Berge hinauf und hinab quälten. Außerdem fielen uns immer wieder chinesische Touristengruppen auf, die scheinbar ausschließlich unterwegs waren, um Fotos voneinander zu schießen. Alles diente als Kulisse für dutzende Einzel- oder Gruppenfotos: Ein kaputtes Fahrrad auf einer Brücke, überdimensionale Deko-Plastikerdbeeren in einem Kaffee, ein fremdes Motorrad…

Zum Abschluss des Tages aßen wir in einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant nahe des „Flughafens“ (eine einzelne kleine Landebahn für eine Propellermaschine, die einmal täglich zwischen Chiang Mai und Pai fliegt – mit genau einem Check-In-Schalter und einer Familie, die sich um den Flughafen kümmerte). In dem Restaurant bestellten wir relativ wahllos drauflos, da wir die Karte sowieso nicht verstanden. Innereien konnten wir vermeiden, aber am Ende hatten wir eine Suppe mit allen möglichen Hühnerteilen (ich zog als erstes einen Fuß aus der Schüssel) sowie zwei extrem scharfe, nicht genau zu definierende Fleischspeisen (ich glaube, in der einen war Leber). Vor wenigen Wochen hätten wir das wahrscheinlich nicht gegessen, aber mittlerweile sind wir trainiert!

(*) Die heutige Unterschrift wird präsentiert von einem J.N. aus B. – Julia möchte mit der Überschrift nicht im Zusammenhang stehen

Sukhothai (Watn datt fürn Wat?)

Sukhothai (Watn datt fürn Wat?)

Nach zwei sehr schönen Tagen in Ayutthaya ging es mit dem Bus nach Sukhothai. Die Fahrt dauerte etwa 5 Stunden und verlief relativ ereignislos, bis wir am vermeintlichen Ziel aus dem Bus geworfen wurden. Schnell stellten wir Reisende allerdings fest, dass wir uns keinesfalls in Alt-Sukhothai befanden (wie es als Ziel auf unseren Tickets stand), sondern in Neu-Sukhothai, etwa 15 km entfernt. Der Busfahrer wiegelte jegliche Beschwerde ab, meinte lapidar „same, same!“, warf unser Gepäck aus dem Bus und brauste davon. Da standen wir nun, abends um 20 Uhr, weit und breit kein Taxi in Sicht, lediglich zwei Tuk-Tuk-Fahrer, die wie die Aasgeier um uns kreisten. Wir waren ihnen ausgeliefert, und so bekam unser Fahrer am Ende 700 Baht dafür, dass er sieben Personen 15 km weit beförderte. Das ist übrigens normalerweise der Tagessatz eines Tuk-Tuk-Fahrers. Es war offensichtlich, dass der Busfahrer und die beiden Tuk-Tuk-Fahrer sich abgesprochen hatten…

Nach diesem schlechten Start hatten wir aber einen wirklich sehr schönen Tag in Sukhothai, das auch „die Wiege Thailands“ genannt wird. Da es hier so viel zu sehen gibt und wir nur einen Tag bleiben wollten, planten wir unsere Route vorher mehr oder weniger durch. Wir liehen uns Fahrräder in unserer Unterkunft, was ich nur empfehlen kann – die Sehenswürdigkeiten stehen teilweise weit auseinander, die Straßen sind für thailändische Verhältnisse in exzellentem Zustand und durch die vielen Bäume und Palmen fährt man oft im Schatten. Insgesamt ist das Areal (vor allem in der zentralen Zone) sehr gepflegt und sehr hübsch, mit den vielen Bäumen, Palmen und künstlich angelegten Seen. Der Historical Park Sukhothai ist in eine zentrale Zone mit den meisten Sehenswürdigkeiten sowie jeweils eine Zone im Norden, Süden, Westen und Osten eingeteilt. Man bezahlt pro Zone jeweils 100 Baht Eintritt (plus 10 Baht pro Fahrrad). Erstaunt (und entzückt!) hat uns, wie wenig Touristen hier unterwegs sind. Wir hatten wirklich oft ganze Tempelanlagen für uns alleine, manchmal waren noch ein oder zwei andere Menschen dort – die wir meistens schon von anderen Tempeln kannten, weil man sich immer wieder begegnete. Wir besichtigten zunächst die zentrale Zone mit Wat Traphang-Ngoen, Wat Sa-Si, Wat Sorasak und natürlich Wat Mahatat, den berühmtesten Tempel der zentralen Zone. Das war auch der einzige Ort, an dem uns einzelne Reisegruppen begegneten.

Außerhalb der zentralen Zone machten wir eine Eiskaffee-Pause und besuchten das Wat Traphang Thong Lang, um dort die Fische zu füttern (eine tolle Tradition in thailändischen Tempeln!) und den Fußabdruck Buddhas zu bestaunen (der Mann hat auf großem Fuß gelebt!). Anschließend fuhren wir in die nördliche Zone, wo wir zunächst Wat Phrapai Luang besichtigten, eine größere Tempelanlage, die viel weniger restauriert ist als die Tempel der zentralen Zone. Mein persönliches Highlight war Wat Si Chum mit der 15 Meter hohen Buddhastatue, die graziös die rechte Hand wie zur Maniküre ausstreckt. Passenderweise haben ihr Gläubige die Nägel mit Goldblättchen gülden gefärbt. Danach mussten wir erstmal für ein weiteres Eisgetränk anhalten, bevor wir die drei Kilometer bis zur Westzone radeln konnten, wo eher naturbelassene Tempel auf Hügeln im Wald auf uns warteten. Der Aufstieg zum Wat Saphan Hin ist beschwerlich (kein Wunder, dass König Ramkamhaeng ihn nur auf einem weißen Elefanten zurücklegte!), aber die Aussicht ist sehr schön. Als letztes besuchten wir Wat Khao Phra Bat Nai, eine Tempelruine mitten im Wald. Hier beschlossen wir, dass das jetzt erstmal die letzten Steine sein müssen, die wir uns anschauen. Ayutthaya und Sukhothai haben uns beide auf sehr unterschiedliche Weise fasziniert und total gefallen, aber irgendwann kann man die vielen Wats ja gar nicht mehr auseinanderhalten.

Am und auf dem Inle Lake

Am und auf dem Inle Lake

Nachdem wir uns nach der zweitägigen Trekking-Tour einigermaßen gesäubert und entstaubt hatten, fielen wir erstmal vorübergehend im Hotelbett ins Koma. Wir erhoben uns nur, um mit unseren Mit-Wanderern Francisca, Luke und Joe abends Essen zu gehen.

Für den nächsten Tag hatten wir fünf einen Tagesausflug mit dem Boot auf dem Inle Lake geplant. Wir trafen uns schon um sechs Uhr morgens, um den Sonnenaufgang vom See aus zu bewundern. Das hat sich auch wirklich gelohnt, weil so früh noch kaum Touristenboote unterwegs sind, man die Fischer bei der Arbeit in ihren kleinen Booten beobachten kann und die Kulisse wirklich beeindruckend ist. Wir waren sehr froh, dass wir das erlebt hatten, denn der nächste Teil der Tour entsprach eher einer Kaffeefahrt: Wir wurden mit dem Boot von Handwerksbetrieb zu Handwerksbetrieb gefahren, wo man uns die Herstellung verschiedener Waren vorführte, um uns dann mit unterschiedlicher Nachdrücklichkeit selbige verkaufen zu wollen. Trotzdem war es interessant, etwas über die Herstellung von Silberschmuck, handgerollten Zigaretten (die wir probieren durften) und edlen Stoffen zu erfahren. Und bei der Fahrt von Shop zu Shop sahen wir den Einheimischen bei ihrem Leben am und vor allem im Wasser zu – sie wohnen in Holzhäuser auf Stelzen, fahren überall mit ihren kleinen Holzbooten hin und bewirtschaften schwimmende Gärten. Sogar ihre Tiere leben teilweise auf dem Wasser: Wir sahen eine kleine Hühnergemeinschaft, die auf einem schwimmenden Stück Rasen in den Wellen schaukelte und pickte.

Etwas skurril war der Abstecher zu den Paduang, den „long-necked-women“, die mit vielen goldenen Ringen ihren Hals immer weiter dehnen. Wir wurden zu einem Shop gefahren, wo zwei junge und eine ältere langhalsige Frau etwas lustlos an einer Art Webstuhl hantierten, ganz offensichtlich nur als Fotomotiv für die Touristen. Später erfuhren wir von einem anderen Reisenden, dass diese Frauen eigentlich gar nicht wirklich dort leben, sondern nur als Touristenattraktion dort „ausgestellt“ werden…

Außer Handwerksbetrieben sahen wir ein schönes hölzernes Kloster namens Nga Phe Kyanug, das dafür bekannt ist, dass Mönche den dort lebenden Katzen beigebracht haben, durch Reifen zu springen. Als wir da waren, lagen sie aber nur faul herum. Im Kloster ging es emsig zu, da gerade Vollmond war und das für die Burmesen ein besonderer Tag ist. Wir wurden von einer Familie eingeladen, mit ihnen Tee zu trinken und einen süßen Reisbrei zu essen. Wir konnten uns nur mit Händen und Füßen verständigen, hatten dabei aber viel Spaß. Auf beiden Seiten wurden viele Fotos geschossen.

Auch eine Pagode darf natürlich nicht fehlen: Wir besichtigten die Phaung Daw Oo Pagode, in der sich fünf Buddha-Statuen befinden, die aber mittlerweile vom vielen Blattgold, das die Besucher aufgebracht haben, nicht mehr als solche erkennbar sind (Jens durfte sogar auch Blattgold anbringen – er ging nach vorne und ein Mönch gab ihm welches zum Anbringen). Im Herbst werden die fünf Statuen immer im Rahmen eines großen Pagoden-Festes von einem prächtig geschmückten goldenen Schiff, das wir ebenfalls besichtigten, von Dorf zu Dorf gefahren.

Nach unserer Rückkehr nach Nyaungshwe gab es einen erfrischenden Mojito und ein leckeres Abendessen in einer größeren Runde mit weiteren Backpackern, die wie wir von Kalaw nach Nyaungshwe gewandert sind.

Am nächsten Morgen besuchten Jens und ich den Wochenmarkt (Mingalar Market), auf dem es neben Haushaltswaren alle mögliche Arten Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch zu kaufen gab. Wieder einmal wunderten wir uns über die hygienischen Bedingungen – Fleisch und Fisch auf dem Boden in der prallen Sonne, dazwischen laufen Hunde und Katzen -, probierten uns aber trotzdem mutig durch die Reihen. Danach genehmigten wir uns eine traditionelle burmesische Massage, die hier nämlich ganz besonders gut sein soll. Eine ganze Stunde wurden wir von Kopf bis Fuß durchgeknetet, ein nicht ganz schmerzfreies, aber doch sehr entspannendes Erlebnis. Etwas nervös gemacht haben uns die Backpacker vom Kochkurs direkt vor der Massage-Bambushütte, die sich beim Kochen über bei Massagen entstandene Verletzungen unterhielten.

Entspannt und verletzungsfrei tranken wir noch ein Milkshake nach dem Mittagessen, bevor wir ins Hotel zurückkehrten, wo uns ein Shuttle abholen und zum Busbahnhof bringen sollte. Als der Shuttle nach über einer Stunde Verspätung noch nicht in Sicht war und der Nachtbus nach Yangon in 25 Minuten fahren sollte, wurden wir etwas panisch. Aber die (übrigens sehr nette) Hotelchefin meinte, dass alles seinen Weg geht – und tatsächlich wurden wir doch noch abgeholt, um dann nach einer dreiminütigen Fahrt ca. 800 Meter entfernt am Bus abgesetzt zu werden. Da hat sich die Warterei ja gelohnt.

Das Personal in unserem Hotel war übrigens diesmal besonders freundlich. Sobald wir nachmittags oder abends dort eintrafen, brachte man uns kühle Säfte – bei jeglichen Fragen wurde uns schnell geholfen und am letzten Tag durften wir – obwohl bereits ausgecheckt – vor unserer Busfahrt sogar nochmal duschen. Bei der Verabschiedung wurde sich aufgestellt und dann gewunken – wie schön!

Mandalay

Mandalay

Am Donnerstag, den 18. Februar brachen wir in aller Frühe mit dem Boot von Bagan in Richtung Mandalay auf. Die Fahrt sollte 12 Stunden dauern, Abfahrt war um 5:30. Die ersten drei Stunden froren wir trotz der bereitgestellten Decken ziemlich, aber bald nach Sonnenaufgang wurde es wieder gewohnt heiß – und am Ende des Tages sollte ich einen amüsanten halbseitigen Sonnenbrand im Gesicht haben. Leider war die Uferlandschaft nicht so spannend, wie wir uns das erhofft hatten, aber ab und zu sahen wir ein Dorf mit am Wasser spielenden Kindern und Wäsche waschenden Frauen. Auch auf dem Fluss war allerhand los, und vor allem die Besatzung der kleinen einheimischen Boote bestaunte unsere touristengefüllte Fähre ausgiebig.

Kurz nach 17 Uhr kam das Boot am Pier von Mandalay an. Da die Sonne bald untergehen würde, setzten wir uns in eine nahegelegene Bier-Bar mit Blick auf den von Booten unterschiedlicher Größe eifrig befahrenen Fluss und die darüber untergehende Sonne. Zusammen mit der Hauskatze genossen wir dieses Spektakel. Anschließend warfen wir unser Gepäck nur kurz im Hotel ab, bevor wir bei einem von unserem Reiseführer empfohlenen indischen Straßenrestaurant ein ausgesprochen leckeres Abendessen einnahmen.

Leider bekam Jens das Essen aber nicht so gut, sodass ich am Freitag bei der Besichtigung von Mandalay weitestgehend auf mich allein gestellt war. Das war aber auch mal eine interessante Erfahrung! Nach dem Frühstück lieh ich mir ein Fahrrad und fuhr zum Zay Cho Market, dem größten Markt Mandalays in einem wirklich extrem hässlichen Hochhaus. Auch auf die dort verkauften Artikel traf diese Beschreibung größtenteils zu, sodass ich mich dort nicht lange aufhielt. Viel interessanter war der große Lebensmittelmarkt hinter dem Hochhaus: Hier wurden an zahllosen Ständen alle erdenklichen Dinge verkauft – ganze Hühner, Fleischteile, frischer und getrockneter Fisch, Obst, Gemüse, Kräuter und Gewürze…

Nach meiner Rückkehr ins Hotel fuhren Jens und ich mit dem Taxi zur Mahamuni Pagode im Süden der Stadt. Hier gibt es einen der wichtigsten Heiligtümer des Landes zu besichtigen: Eine große Buddhafigur, die seit vielen Jahren von Gläubigen liebevoll mit großer Mengen Goldplättchen dekoriert wird, sodass ihre Glieder schon ganz unförmig sind. Die Schätzungen, wie viele Tonnen Gold hier schon gespendet wurden, gehen weit auseinander. Als Frau durfte ich den offenen Saal, in dem der Buddha steht, leider nicht betreten, selbst zu nahe heran durfte ich nicht. Frauen dürfen die Statue nur aus der Ferne anbeten bzw. ihr Mienenspiel per Live-Übertragung auf mehreren Bildschirmen verfolgen.

Hinterher ging es für mich wieder alleine mit dem Fahrrad weiter. Fahrradfahren ist in Mandalay aufgrund des starken Verkehrs und der maroden Straßenverhältnisse wirklich ein Abenteuer. Dazu kommt, dass sich niemand an irgendwelche Verkehrsregeln zu halten scheint (oder ich habe sie einfach nicht verstanden). Trotzdem lernt man eine Stadt mit dem Fahrrad natürlich ganz anders kennen und trotz des Nervenkitzels hatte ich eine Menge Spaß. Ich besichtigte das Shwenandaw Kloster, das komplett aus mit kunstvollen Schnitzereien verziertem Holz besteht, und anschließend das benachbarte Ahtumashi Monastery. Auf dem Weg dorthin wäre ich fast mit einer Ziege kollidiert. Als nächstes betrat ich durch das einzige für Touristen geöffnete Tor der Palastmauer im Osten. Ich besichtigte den durch einen Brand vernichteten und nicht besonders authentisch rekonstruierten Königspalast (Wellblech und Bronzefarbe statt Holzziegel und Blattgold), der zwar nicht sooo beeindruckend und schön, aber doch einigermaßen interessant war – außerdem bot er Schatten in der Mittagshitze. Eigentlich hätte ich ihn nicht besichtigt, aber da ich im Shwenandaw Kloster sowieso ein Ticket für alle Sehenswürdigkeiten der Stadt kaufen musste (10.000 Kyat für 5 Tage), konnte ich es mir genauso gut mal anschauen.

Als nächstes radelte ich zur Kuthadow Pagode, wo es „das größte Buch der Welt“ (hunderte beschrifteter Steintafeln jeweils einzeln in kleinen weißen Häuschen) und einen 150 Jahre alten Baum zu bewundern gab.

Zum krönenden Abschluss des Tages wollte ich den Mandalay Hill erklimmen, von dem aus man einen tollen Blick über die Stadt hat und einen besonders schönen Sonnenuntergang erleben kann. Die tausend Stufen bei dieser Hitze machten mir ganz schön zu schaffen, zumal ein eifriger und freundlicher Mönch mich auf dem Weg nach oben begleitete, um bei einem Schwätzchen sein Englisch zu verbessern (keuch). Es war wirklich interessant, von seinem Leben zu erfahren. Er stellt auch viele Fragen zu Deutschland, aber meine Antworten fielen aufgrund von akutem Sauerstoffmangel eher kürzer aus. Die Aussicht und der Sonnenuntergang waren tatsächlich hübsch, allerdings war es sehr diesig und daher die Sicht nicht sehr gut.

Zum Abendessen war ich mit Jens an einer Straßenecke, die wir vorher anhand unseres Stadtplans festgelegt hatten, verabredet. Es ist ganz schön heikel, sich in einer unbekannten Stadt zu verabreden, ohne sich notfalls anrufen zu können! Die Zeit vor dem Handy hatte ich schon ganz verdrängt. Auf der Fahrt zum Treffpunkt wurde ich von einem Mopedfahrer angesprochen – während der Fahrt! Der Gute fuhr einfach neben mir her, um ein Schwätzchen mit mir zu halten. Im chaotischen Feierabendverkehr! Als ich den Treffpunkt schließlich gefunden hatte, ließ er sich einfach nicht mehr abschütteln und wartete eine ganze halbe Stunde mit mir. Ich habe gelesen, dass alleinreisende Frauen in Myanmar oft von „Beschützern“ begleitet werden, weil es nicht üblich ist, dass Frauen hier alleine unterwegs sind. Aber es war eine wirklich dunkle Ecke und der Kerl war auch so merkwürdig, dass ich es doch etwas mit der Angst bekam. Als Jens endlich aufkreuzte, ließ er es sich nicht nehmen, uns zum Lokal zu begleiten. Und auch dort machte er keine Anstalten, uns alleine zu lassen, bis Jens ein Machtwort sprach. Das war wirklich merkwürdig.

Insgesamt hat mir Mandalay gut gefallen, auch durch die halsbrecherische Art, wie ich es erobert habe. Als Tourist hat man es hier ein bisschen schwer, da es eigentlich keinen Nahverkehr gibt. Aber das Fahrrad kann ich nur sehr mutigen und kardiovaskulär einigermaßen belastbaren Reisenden empfehlen. Jens ist in den Genuss einer Fahrt mit dem Motorradtaxi gekommen und sagte, dass auch das eher etwas für mutige Menschen sei. Bei dem Fahrstil der Motorradfahrer hier kann ich mir das auch gut vorstellen.