Fahrt nach Bagan

Fahrt nach Bagan

Dieser Tag sollte uns ein bisschen Entspannung von den letzten recht anstrengenden Tagen voller Sightseeing bringen. Wir trafen uns mit einem Freund von Jens und verbrachten einige schöne Stunden mit ihm und seiner Familie – wir verbrachten den Tag größtenteils im Schatten, Eiscafés schlürfend, lecker essend und uns unterhaltend.

Abends ging es dann mit dem Nachtbus nach Bagan, unserer nächsten Station. Allein der Busbahnhof von Yangon war bereits ein echtes Erlebnis – das ist eher eine Stadt als ein Bahnhof! Ohne unseren Taxifahrer hätten wir unseren Bussteig nie gefunden. Da wir sehr früh dort waren, konnten wir das Treiben noch eine Weile beobachten. Unglaublich, wie sich die vielen großen Busse durch die engen Gassen voller Verkaufsstände und Reisenden quetschten.

Unser „VIP-Bus“ war ausgestattet mit Nackenkissen, Decken und einem Zahnputzset. Nach einer Pause zum Abendessen und Zähneputzen nach ca. zwei Stunden fuhren wir durch. Die Lehnen der Sitze ließen sich so weit nach hinten stellen, dass man quasi im Schoß des Hintermanns lag. Der Kanadier hinter Jens wusste das schon uns stellte sich vorher schon mal bei ihm vor („as your head is going to rest in my lap soon“). Wir fuhren also ineinander verkeilt und gestapelt wie Sardinen für 10 Stunden über teilweise sehr holprige Straßen. Ich konnte eigentlich erstaunlich gut schlafen, Jens eher nicht so. Vom Busbahnhof haben wir uns mit einer anderen Reisenden ein Taxi nach Neu-Bagan geteilt – für recht teure 15.000 Baht. Aber unsere Verhandlungsposition war morgens um 5.30 Uhr einfach nicht sehr gut.

Nachtrag von Jens (ich habe ja die Straßenverhältnisse eher mitbekommen): Es scheint, als ob nur der Highway von Yangon nach Mandalay gut ausgebaut ist – dort stehen ab und an auch Laternen an der Seite und es gibt mehrere Spuren. Sobald wir jedoch die Nord-Süd-Achse verlassen hatten, ging es für die letzten 2 Stunden auf die eben erwähnte Holperpiste. Ich bin mehrmals aufgewacht und habe gedacht, wir wären von der Straße abgekommen und auf einem Acker gelandet.

Yangon

Yangon

Trotz krabbelnder Mitbewohner hatten wir eine angenehme erste Nacht in Myanmar. Da unsere elektronischen Geräte von den vielen Zeitzonenwechseln völlig verwirrt sind, wussten wir gar nicht, wie spät es nun eigentlich war. Nicht mal Google konnten wir fragen, da das WLAN praktisch nicht zu gebrauchen war. Zum Glück gab es noch Frühstück, und nach einigem Hin und Her bekam ich sogar eine leckere burmesische Suppe mit mir unbekannten Zutaten anstelle von Toast und Marmelade.

Gestärkt machten wir uns auf die Suche nach einer Wäscherei, die leider erfolglos blieb (die einzige Wäscherei, die wir fanden, hätte drei Tage benötigt). Wäsche waschen ist leider in Yangon sehr viel teurer als in Bangkok – hier bezahlt man pro Kleidungstück (in unserem Hotel für ein Shirt z.B. ca. 50 Cent und für eine Hose einen Euro) und in Bangkok kostete ein Kilo Wäsche ca. einen Euro.

Danach ging es los mit Sightseeing: Zuerst besuchten wir den Bogyoke Aung San Markt, auf dem vor allem Stoffe, aber auch viele Haushalts- und Handwerkswaren verkauft wurden. Im Obergeschoss der Markthalle verarbeiteten dutzende Näherinnen den gehandelten Stoff.

Danach gingen wir zur nahegelegenen Sule Pagode, einer alten Pagode mitten auf einem Kreisverkehr. Da der Verkehr in Yangon echt atemberaubend aufregend ist (die Hupe ist das wichtigste Autoteil und wer bremst, verliert), ist allein der Weg dorthin schon ein ziemliches Abenteuer. Doch es lohnt sich: Das alte Gebäude mit der goldenen Kuppel ist wirklich sehr schön und prächtig. Wir sahen viele Gläubige, unter anderem fand eine Art Religionsunterricht statt, wie uns ein freundlicher junger Mann erklärte, der mit uns über Goethe und Schopenhauer sprechen wollte und von seiner Arbeit als Lehrer in einem Waisenhaus erzählte. Wir führten ein nettes Gespräch, bis er schließlich sein eigentliches Anliegen offenbarte: Er wollte Geld von uns – für die Versorgung seiner Waisenkinder… Das hat mich irgendwie echt sauer gemacht, weil ich langsam den Eindruck gewinne, dass jeder, der uns freundlich anspricht, uns nur auf irgendeine Weise das Geld aus der Tasche ziehen möchte. Man wird so misstrauisch.

Anschließend bummelten wir ein bisschen durch die Gassen Yangons und beobachteten die Menschen. Uns fiel auf, dass die meisten jungen Paare im Partnerlook unterwegs waren, viele trugen dabei auch noch riesige Stofftiere mit sich herum. Stimmt, es war ja Valentinstag! Hier scheint das ein echter Feiertag zu sein. Die Pärchen mit identischen oder aufeinander abgestimmten Klamotten waren jedenfalls echt witzig, und zufälligerweise hatten Jens und ich auch die gleiche Schlabberhose aus Bangkok an!

Nachmittags fuhren wir mit dem Taxi zur Wizara Pagode. Die goldene Kuppel dieser Pagode ist begehbar und im Stil eines Waldes dekoriert. Das Dach der Kuppel ist wie ein Sternenhimmel gestaltet, inklusive Lämpchen als Sternenlicht. Hier konnten wir ein bisschen rasten und die Eindrücke sacken lassen. Überhaupt werden religiöse Stätten hier anscheinend gerne für alles Mögliche benutzt – hier hält einer ein Mittagsschläfchen, dort wird gevespert, Zeitung gelesen oder ein Film auf dem Smartphone geschaut.

Als krönender Abschluss besuchten wir die Shwedagon-Pagode, eine riesige Anlage bestehend aus ca. 70 kleineren und einer riesigen goldenen Kuppel – DIE Sehenswürdigkeit Myanmars. Wir verbrachten hier fast vier wunderschöne Stunden. Es ist wirklich nicht möglich, in Worte zu fassen, wie unglaublich schön diese Anlage ist. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll… Allein mit der Besichtigung waren wir bestimmt zwei Stunden beschäftigt, aber die anderen zwei Stunden haben wir nur geschaut. Touristen beobachtet, Einheimische bei religiösen Ritualen, Mönche… Es gab so viel zu sehen. Als es dunkel wurde, wurden rund um die Hauptkuppel Kerzen entzündet. Wir fanden heraus, dass es sich um 1000 Kerzen handelte, die eine junge Frau anlässlich ihres Geburtstags gespendet hatte und nun mit ihrer Schwester anzündete. Wir halfen ihr eine ganze Zeit dabei, das war wirklich etwas ganz Besonderes.

Nach dieser tollen Erfahrung fuhren wir in das Viertel Little India und aßen in einer Straße, die für ihre guten Barbecue-Restaurants bekannt ist (19th Street). Es war rappelvoll dort, Touristen und Einheimische waren gleichermaßen vertreten.

Tag 3: Bangkok

Auch heute hatten wir einen sehr schönen und ereignisreichen Tag. Nach dem Frühstück liefen wir zu Fuß in Richtung Dusit Palace los, machten aber unterwegs kurz Halt am Tempel Wat Indrawihan, wo der „Big Buddha“ oder „Standing Buddha“,  eine 32 Meter hohe Buddhastatue, zu sehen ist. Wir wollten uns das eigentlich nur anschauen, weil sämtliche Tuktuk-Fahrer, die uns vor allen bisher besichtigten Sehenswürdigkeiten abfangen und zu Stadttouren einladen wollten, uns den „Big Buddha“ als erstes Ziel vorgeschlagen hatten. Das können wir uns doch nicht entgehen lassen! Tatsächlich war die große goldene Statue beeindruckend. Auf ihren großen Füßen legen Gläubige Blumen und andere Opfergaben nieder. Außerdem standen in einem Innenhof des Tempels hunderte von reich verzierten Urnen anscheinend bedeutender Menschen.

Wir setzten unseren Weg fort und schlängelten uns durch enge Gassen. In vielen Vierteln wird hier quasi auf der Straße gelebt; Wäsche gewaschen, gekocht, gegessen, gespielt. Es ist ungeheuer faszinierend, obwohl man sich immer ein bisschen wie ein Voyeur vorkommt.

Der Dusit Palace ist ein weiterer Palast-Komplex, bestehend aus mehreren Gebäuden. Obwohl die Architektur und der Reichtum der Gebäude wirklich sehr beeindruckend war, werden mir wohl am meisten die aufwendigen (und teilweise nicht besonders durchdacht erscheinenden) Sicherheitsvorkehrungen im Gedächtnis bleiben. Bei unserer Ankunft wurde zunächst unser Rucksack durchsucht. Den mussten wir aber wenige Meter weiter sowieso einschließen, und zwar samt unserer Telefone und Kamera. Da unsere Dreiviertelhosen dem Personal nicht lang genug war, mussten wir zwei bunt gestreifte Sarongs erstehen, die aber aufgrund unserer Größe auch nicht wirklich länger waren als die Hose. Ich fand den Sarong eigentlich ganz schön, aber Jens konnte sich mit dem Papageien-Look irgendwie nicht so recht anfreunden. Anschließend mussten wir noch unsere Schuhe ausziehen und verstauen und wurden durchsucht und gescannt. Dann durften wir endlich den Teak-Palast besichtigen. Ähnliche Prozeduren folgten auch bei den drei anderen Gebäuden, die wir besichtigten. Besonders gut gefallen hat uns die Anantasamakhorn-Thronhalle. Etwas anstrengend war der ständige Wechsel zwischen den extrem klimatisierten Gebäuden und der sengenden Hitze draußen.

Nach dieser Anstrengung mussten wir erstmal einen erfrischenden Slurpee am Fluss zu uns nehmen, bevor wir mit dem Express Boat (mittlerweile voll die Profis) zu unserem nächsten Ziel fuhren – dem Siam Museum. Hier wird die Geschichte Thailands und der Thai anschaulich dargestellt und erklärt. Außerdem ist es da drin kühl und es gibt Sitzgelegenheiten – wenn ich ehrlich sein soll, wird mir wohl vor allem das im Gedächtnis bleiben… Es war wirklich so heiß heute.

Daher musste auch nach dem Museumsbesuch erstmal ein weiteres geeistes Getränk her. Mit gekühltem Bauch ging es mit dem Boot weiter nach Chinatown. Ja, da waren wir gestern schon, aber zum einen war der Markt ja schon zu und außerdem war es einfach so spannend dort! Heute sahen wir noch ein bisschen was vom Markt, aber leider packten die Händler um 18 Uhr schon ihre Sachen zusammen. Die Thai sind anscheinend echt Frühaufsteher, die meisten Geschäfte und Sehenswürdigkeiten öffnen schon um 7 und schließen früh. Wir aßen Pad Thai in einer Seitenstraße und anschließend Spieße mit Erdnusssauce mit einem Guide für Streetfood-Touren und ihrem Tour-Gast. Dabei bekamen wir noch einige gute Empfehlungen für Essen und Sehenswürdigkeiten. Mit dem Bus ging es anschließend zurück ins Hotel, dabei fuhren wir durch diverse Märkte und vorbei an etlichen Ansammlungen von Straßenküchen.

 

 

 

Tag 2: Bangkok

Heute hatten wir unseren ersten kompletten Tag in Bangkok, in Thailand, in Südostasien. Als wir wach wurden, war es bereits halb zwölf – Zeitverschiebung lässt grüßen. Wir frühstückten in einem kleinen wellblechüberdachten Restaurant in der Nähe unseres Hotels, ich ein thailändisches Frühstück (Reissuppe mit in Minze eingelegtem Schweinefleisch mit Kaffee) und Jens ein rotes Curry.

Danach brachen wir auf, um den Königspalast zu besichtigen. Als wir fast da waren, wurden wir von einem freundlichen Thai angesprochen, der uns mitteilte, dass der Königspalast anlässlich einer Feierlichkeit zum Geburtstag des Neffen des Königs leider geschlossen sei. Er wollte uns aber sofort mit einer alternativen Tagesplanung helfen und winkte ein Tuktuk heran. Wir hatten zwar bereits oft von diesem Trick gelesen, wären aber trotzdem fast darauf hereingefallen, weil der Kerl einfach so nett und vertrauenserweckend aussah. Wir gingen trotzdem weiter und siehe da, der Palast war geöffnet und übervoll mit chinesischen Reisegruppen.

Trotz Dreiviertelhosen mussten wir uns in bereitgestellte Wickelröcke und lange Hosen hüllen, um den Palast, den königlichen Tempel und den berühmten Smaragdbuddha zu besichtigen. Die Wandmalereien und vergoldeten Statuen waren wirklich schön und entschädigten uns für die Mittagshitze.

Anschließend entdeckten wir durch Zufall den Tempel, in dem der angebliche Grundstein von Bangkok steht. Er wird in unserem Reiseführer ans „phallusförmig“ beschrieben und ist genau das. Eigentlich ist es auch kein Stein, sondern ein vergoldeter Holzstab. Die Thai führen dort eine Zeremonie durch, um um die Erfüllung eines Wunsches zu bitten. Weiter ging es zum Wat Pho (auch das sei heute leider geschlossen, wurde uns von allen Seiten zugerufen), einer weiteren Tempelanlage. Dort sahen wir den großen liegenden Buddha und bekamen noch ein bisschen der chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten mit.

Nach einer kleinen Stärkung mit Sticky Rice mit Mango fuhren wir mit dem Schnellboot nach Chinatown. Tagsüber findet hier in einer engen Gasse ein großer Markt statt, wo man angeblich wirklich alles kaufen kann. Die Gasse war abends verwaist, aber nebenan in den größeren Straßen war ein großes Gedränge, überall wurde Essen aus großen, dampfenden Töpfen verkauft. Man aß im Stehen oder saß quasi auf der Straße. Wirklich ein Erlebnis. Nach dem Essen schlenderten wir die Straße hinab und gelangten nach einiger Zeit nach Little India. Das Viertel kam uns erst ziemlich ausgestorben vor, aber als wir um eine Ecke bogen, gerieten wir mitten in den Blumenmarkt. Tausende Händler verkauften Blumen in allen Farben, Formen und Größen.

Zum Abschluss des Tages tranken wir noch einen Eis-Cocktail am Fluss mit Blick auf die Skyline von Bangkok.

 

Es geht loooos!

Nach all dem Planen, Packen und Vorfreuen geht es heute endlich los. Unser Flug von Berlin Tegel nach Helsinki sollte um zwölf Uhr mittags starten, aber ich hibbelte schon ab sieben durch die Wohnung. Letzte Änderungen der Packliste wurden vorgenommen, letzte Essensreste vernichtet (gestern gab es übrigens noch aufgetaute Gulaschsuppe mit Streukäse, Schmand, Zwiebeln und TK-Kräutern – yammy). Natürlich wurde das Handgepäck diverse Male auf Vorhandensein von Pass, Handy und Geldbeutel durchsucht und alle Steckdosen der Wohnung auf noch steckende Kabel.

Die Busstrecke zum Flughafen wurde durch einen Autounfall blockiert, was uns schon leicht in Panik versetzte, aber da wir genug Puffer eingeplant hatten (gelernt ist gelernt), kamen wir trotzdem noch rechtzeitig am Flughafen an. Der Flug von Berlin nach Helsinki dauerte ca. 1,5 Stunden und verlief ganz entspannt – zum Glück war es nicht mehr so windig wie gestern. Jetzt sitzen wir gerade im Flughafen Helsinki und warten auf unseren Weiterflug nach Bangkok, der planmäßig um 17 Uhr startet. Finnisch ist wirklich eine putzige Sprache! Ansonsten scheint es hier sehr kalt zu sein, draußen ist alles grau in grau – schmutziger Schnee, Wolken am Himmel. Gut, dass wir hier nur auf Durchreise sind! Der Monitor für Finnair zeigt für Bangkok derzeit 25° Celsius an – nachts! Vermutlich werden wir uns demnächst wieder kühlere Temperaturen wünschen, aber derzeit erscheint das noch ziemlich erstrebenswert.

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Ein Salat kostet im Restaurant nebenan übrigens 18 Euro, ein Menü bei Burger King gibt es vergleichbar günstig für 9€. Das WLAN ist dafür auch ohne Anmeldung frei und es gibt coole Sessel oder sogar Kabinen mit Tisch, Steckdosen und einem Dach über dem Kopf. Finnen mögen halt ihre Privatsphäre 🙂

 

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